Mehrchörige Instrumental- und Vokalwerke Teil II

Nach dem Konzert 2022 anlässlich des 350. Todestages von Heinrich Schütz schreiten Christian Möbius und seine musikalischen Mitstreiter*innen nun weiter in der Musikgeschichte und begeben sich ins Zeitalter der Familie Bach, deren Wirken später von ihrem berühmtesten Sohn Johann Sebastian Bach überstrahlt wird. Seinen Vorfahren Johann Christoph Bach (1642–1703) bezeichnete er anerkennend als „profonden Componisten“. Anlässlich des Michaelistages verfasste dieser die Kantate ES ERHUB SICH EIN STREIT, bei der die Sänger*innen in zwei fünfstimmige Chöre aufgeteilt sind. Diese Doppelchörigkeit ist ein Merkmal der Kompositionen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und wir begegnen ihr auch auf dem musikgeschichtlichen Weg nach Süden.

Am fürsterzbischöflichen Hof in Salzburg wirkte ab 1684 der Komponist und Violinvirtuose Ignaz Franz Biber. In seiner MISSA ALLELUIA IN C-DUR  sieht er neben dem vierstimmigen Doppelchor eine große Besetzung vor allem in den Blasinstrumenten (sechs Trompeten!) vor. Der aus Mähren stammende Komponist hatte in Olmütz bereits mit Pavel Vejvanovský musiziert. Dieser gehörte als Trompeter der Kapelle an und übernahm sie nach Bibers Weggang. In den Werken Vejvanovskýs verbindet sich der Wiener Barock mit dem Venezianischen. Der Einfluss aus Italien kam über Persönlichkeiten wie etwa Antonio Bertali in die Residenzstadt, der ab 1625 in der Wiener Hofkapelle wirkte. Die Wege zahlreicher Musiker von Rang kreuzten sich am Hof von Kaiser Ferdinand III, sodass Wien zum Umschlagplatz von Einflüssen und Inspiration aus allen Himmelsrichtungen wurde und diese auch wieder in alle Richtungen weitergab.

Heinrich Schütz (1585–1672)
„Herr, der du bist vormals genädig gewest deinem Lande“ (Psalm 85)

Johann Christoph Bach (1642–1703)
Kantate „Es erhub sich ein Streit“

Antonio Bertali (1605–1669)
Sonata „Sancti Placidi“

Pavel Josef Vejvanovský (1633–1693)
Serenata XXIII

Heinrich Ignaz Franz Biber (1644–1704)
Missa Alleluia